you better deal with your issues
Den größten Fehler, den wir jetzt machen könnten, wäre, die Schuld beim Trainer zu suchen.Karl-Heinz Körbel
you better deal with your issues (du tust gut daran, wenn du deine Probleme nicht ignorierst)
Ein Auftrag, aus dem das Bild »du bluff« hervorgegangen war, hatte innerlich etwas in mir bewirkt. Durch mein Ja zu dieser abstrakten Arbeit hatte sich eine Experimentierfreudigkeit in mir geöffnet. Zeitgleich mit der Fertigstellung von »du bluff« bekam ich Ideen für ein neues abstraktes Werk. Ich selektierte dafür aus meinem Lagerbestand eine Holzplatte mit zugehörigem Rahmen. Die Wahl lief gezielt ab: das Format, die Art des Rahmens und Holz als Malgrund – genauso musste es sein. Es kam nichts anderes in Frage.
Die erste Idee, die ich umsetzte führte in eine Sackgasse, denn sie entsprach nicht dem, was ich mir vorgestellt hatte. Ich verwarf den Ansatz, grundierte alles noch einmal und machte mich konzeptlos an die Arbeit. Dabei ging ich unbefangen vor – wie ein Kind, dass alle Freiheit hat; das nicht unter Leistungsdruck steht; das seine Ideen, ohne an Effizienz gebunden zu sein, fließen lässt. Mitten im Schaffensprozess, den ich als belebend und erfüllend empfand, war mir nach einem kurzen Brainstorming klar, dass dieses Werk »you better deal with your issues« (freie Übersetzung: »du tust gut daran, wenn du deine Probleme nicht ignorierst«) heißen solle. Obwohl ich meinte, keinerlei Vorgaben zu folgen, tat ich es sehr wohl. Das Bild entstand experimentell und dennoch führte ein innerer Leitfaden Regie. In dem Werk habe ich Vieles ausgedrückt, was mit inneren Wunden, schädlichen Lebensmustern, etc. zu tun hat. Zudem konnte ich im Rahmen dieser Arbeit in vielerlei Hinsicht heilsame Entwicklungen durchleben:
Bis dato habe ich meiner Intuition leider oftmals misstraut, sie zu wenig beachtet, gegen sie angeredet und ihr schlichtweg nicht den Platz in meinem Leben zugestanden, den sie haben sollte. Damit meine ich nicht, dass sie alles bestimmen sollte und überall das letzte Wort haben darf – das wäre das andere Extrem. Ich hatte bisher ihr gesundes Mitspracherecht sabotiert und mir damit ständig selber geschadet. Die spielerische Entstehung des Bildes hatte therapeutische Funktion: hier fand eine Aussöhnung zwischen meiner Intuition und mir statt. Ich folgte ihr endlich einmal vertrauensvoll, ohne mir ein Sicherheitshintertürchen offen zu halten. Für die Zukunft wünsche ich mir weitere Begebenheiten, an denen ich einen gesunden Umgang mit einer Intuition einüben lerne.
Ein weiteres: Malblockaden, die entstehen, weil man aus Ergebnis-Orientiertheit dem Schaffensprozess mit all seinen Facetten nicht seinen Raum zugesteht, sind mir bekannt. Indem ich diesmal diese freie Art des Arbeitens zuließ, habe ich der Forderung ein gutes Ergebnis produzieren zu müssen, eine Absage erteilt. Mein bisheriges Künstlerdasein habe ich unter Leistungsdruck und ergebnisorientierten Zwängen gelebt. Die bisherigen Schaffensprozesse konnte ich nur punktuell genießen. Als mir das klar wurde, rannte ich im Gebet zu Jesus. Ich drehte mich von dieser Gewohnheit unter Zwängen zu leben weg und wendete mich stattdessen Jesus zu: ich sagte Jesus, dass es mir leid tat, beim Arbeiten dem zugehört, vertraut und mich sogar dem untergeordnet zu haben, was Zwänge mir sagten, statt auf ihn, Jesus, zu hören. Ich bat ihn um Vergebung und nahm seine Vergebung an. Mit Hilfe einer prophetischen Handlung trat ich aus zwanghaft ergebnisorientiertem Malen heraus, dass mein bisheriges Leben dominiert hatte. So machte ich fest, dass diesem Zwang die Herrschaft über mein Leben entzogen ist. Ich sagte Jesus: »Ich möchte schmecken, wie es ist, unter deiner Regentschaft zu malen, statt unter der Diktatur von Leistungsdruck und Ergebnis-Zwängen. Ich kooperiere mit dir: ab jetzt werde ich mit dir eine andere Art zu arbeiten einüben.« Ich bin mir sicher, dass damit Folgendes einhergeht: in Zukunft werde ich meine künstlerische Arbeit viel häufiger genießen können. Bisher war mir durch Druck und Zwang der Blick auf das Spannende und Erfüllende in den Schaffensprozessen kaum möglich.