Über die Schwelle: die Hand Jesu

Das Geheimnis des Bundes, Buchauszug zum Bild:

Viele sagen, sie wollen mich sehen, aber ihr Verhalten zeigt nichts davon. Ihr Wille ist nicht ausreichend engagiert, es ist eher ein frommer Wunsch, als ein wirkliches Wollen – voller Verlangen und Begehren, das in der Sache so weit geht, wie es nur möglich ist.

Du kannst haben, was du willst, wenn du es nur unbedingt willst. Du mußt es mit einer Verzweiflung wollen, die aus dir herausbricht und sich mit der Energie vereint, die die Welt geschaffen hat. (S. Graham)

Erst wenn ihr an die Grenzen geht, heben sie sich auf und geben den Weg frei, das liegt in der Natur der Sache. Die Vielen geben ja so schnell auf! Ich habe euch ein Beispiel hinterlassen, wie ihr beten sollt, du kannst es in Lukas 18, 1-8 nachlesen.“
Ich lese es nach, es handelt sich um das „Gleichnis vom ungerechten Richter“, von dem eine furchtlose Witwe ihr Recht fordert und ant-worte: „Die Witwe dort war gegenüber dem Richter unnachgiebig in ihrem Anliegen.“
„Sie wusste, was sie wollte!“, erwidert Jesus.
„Ich will dich deutlich erkennen!“
„Dann tue es!“
„?“
Ich taste mit meinen Händen über die Hand Jesu auf meinen ge-schlossenen Augen. Ganz sanft streiche ich über die Finger und dann die Handoberfläche. Die Hand fühlt sich „stark“ und „alt“ an, aber nicht alt im Sinne von verbraucht, sondern von „reif“. Da ist die Wunde und ich verweile eine Zeit lang bei ihr. Sie verändert meine „Sicht“ von Jesus und der Wirklichkeit. Wie sehr wollte man Jesus doch daran hindern, uns „in die Finger“ zu bekommen! Wie sehr wollte man ihn zum Schweigen bringen und sich seiner Gegenwart entledigen! Obwohl seine Worte und seine Gegenwart das Leben sind und die Berührung seiner Hand die Kranken heilte und Toten wieder lebendig machte, schlug man Nägel durch diese Hände, um sie unter Kontrolle zu bekommen und aufzuhalten.
Irgendwie hilft mir der Eindruck dieser starken Hand, aber ebenso der Wunde darin, lockerer zu werden, kindlicher. Unter dieser Hand kann ich „klein“ sein und überhaupt wagen, zu sehen.
„Man braucht Mut zum Sehen“, sage ich zu Jesus.
„Gibt meine Hand dir nicht diesen Mut?“
„Doch“, antworte ich und schlage die Augen wieder auf.
Ich schaue mir die Hand an und drücke sie dann wie den wertvolls-ten Besitz, den ich jemals haben könnte, an mich. Ich verstehe, dass sie mehr wert ist als alles Gold der Erde und größere Sicherheit bie-tet als aller Besitz und Wohlstand der Welt es vermögen. Das alles ist tote Materie, die Hand aber ist lebendig und stark. Ich kann ihr vertrauen, denn selbst die Wunde, die wir ihr zugefügt haben, hat sie nicht aufhalten können, sie wird mich trösten und tragen, führen und weisen heute und morgen bis ans Ende der Welt. Halleluja!