Die Schriftrolle der Liebe 2: gottgewirkte Form der Traurigkeit

Die Schriftrolle der Liebe, Buchauszug zum Bild:

Glaube nie, dass das Leben so klein ist, dass es von einer Theologie, Tradition oder Institution erfasst und „geregelt“ werden könnte! Es ist immer bei Weitem größer, als ihr euch vorstellen könnt und ruft eure tiefe Sehnsucht hervor, euch wieder wie die Kinder voller Neugierde und Erwartung auf es einzulassen. Wo diese Eigenschaften durch die Routine der Tradition ausgelöscht werden, herrscht Stillstand und in seiner Folge ziehen Regression und Depression ein. Viele Kirchen sind voll davon, ohne dass sie begreifen, woher das kommt. Einige gewöhnen sich mit der Zeit so sehr daran, dass sie schließlich sogar meinen und lehren, dies sei Gottes Wille und Wirken. Jedoch ist das Kennzeichen der Gegenwart des Heiligen Geistes stets Erleichterung und Erhebung und nicht Bedrückung und Belastung.“

Ich freue mich, dass der Engel das sagt. Viele Jahre meines Christseins waren geprägt von eben dieser Bedrückung und Schwere. Die „Fröhlichkeit“ in der Gemeinde schien mir häufig recht künstlich und aufgesetzt zu sein, weil man als „guter Christ“ eben fröhlich zu sein hatte. Später machte ich Erfahrungen der Erfüllung mit dem Heiligen Geist und der Prozess der Befreiung und Erleichterung nahm zu. Ich konnte seinerzeit nicht verstehen, warum diese Erfahrun-gen so wenig Platz im Gemeindealltag fanden, wie Aus-nahmen von der Regel behandelt wurden und sich auf ganz andere Schwerpunkte konzentriert wurde. 

Meine Frau wies mich allerdings darauf hin, dass nicht alle Trauer die gleiche Traurigkeit ist, wir müssen unterscheiden. Es gibt eine „teuflische“ Niedergeschlagenheit, die das Leben bedrängt und der Widerstand geleistet werden muss. Es gibt darüber hinaus aber auch psychisch bedingte Formen von Depression, die das Leben dämpfen und sogar ganz aus der Bahn zu werfen vermögen. Diese müssen behandelt werden. Jedoch gibt es auch eine gottgewirkte Form der Traurigkeit. Paulus schreibt im 2. Korintherbrief im siebten Kapitel darüber. 

Trauer und Freude schließen sich nicht aus, sondern bedingen einander. Wer nicht angemessen trauern kann, kann sich auch nicht wirklich freuen, die Tiefe der Gefühle ist dann generell nicht gegeben.